Heimatverein will Schiff original nachbauen
Projekt „Johanna“ stößt auf große Zustimmung – Azubis von Meyer Werft und Johannesburg sollen helfen
Der Obenender Heimatverein „Papenbörger Hus“ hat Großes vor. Er will ein im 19. Jahrhundert in der Fehnstadt
gebautes Hochseeschiff originalgetreu nachbauen lassen und es als Ausstellungs- und Begegnungszentrum mit Bordcafé auf dem Splittingkanal in sein Freilichtmuseum Von-Velen-Anlage vor Anker legen.
Von Gerd Schade
Papenburg. Obwohl nach den Worten des Heimatvereinsvorsitzenden Ludger Stukenborg bislang weder das
Investitionsvolumen noch die Finanzierung feststehen, stieß das Vorhaben bei Mitgliedern des Stadtrates fraktionsübergreifend auf ebenso wohlwollende wie breite Zustimmung. Das wurde bei der Vorstellung des
Projektes am Montagabend im Papenbörger Hus deutlich.
Verwirklicht werden soll es Stukenborg zufolge innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre. Bei der Umsetzung
spielen die Akademie der Meyer Werft und die Ausbildungswerkstatt der Jugendhilfeeinrichtung Johannesburg eine zentrale Rolle. Sie sollen das Schiff, dessen Geschichte einer unheilvollen Fahrt auf der Südhalbkugel
(siehe weiteren Bericht auf dieser Seite) nach Auffassung der Beteiligten nicht minder spannend ist als das Projekt selbst, mithilfe der technischen Beratung des ehemaligen Meyer-Werft-Ausbildungsleiters Dirks
Kreutzmann errichten. Er war bereits vor Jahrzehnten an der Konzeption der Papenburger Museumsschiffe entscheidend beteiligt. Der Dreimastschoner „Johanna“, der als sogenannter Lastensegler über die Weltmeere fuhr,
war im Original 37 Meter lang und 7 Meter breit. „Das Begehen dieses Schiffes wird ein unglaubliches Erlebnis werden“, schwärmte Stukenborg.
15 000 Gäste pro Jahr
Auslöser für das Projekt „Johanna“ waren nach seinen Worten Überlegungen der Heimatfreunde für die Schaffung
einer Ausstellungsmöglichkeit. Denn daran fehle es bislang auf der Von-Velen-Anlage. Mit dem Schiff wolle der Verein, dessen museales Konzept auf einer Verknüpfung von Historie und Erlebnis fußt und das ihm
Stukenborg zufolge jährlich rund 15 000 zahlende Besucher beschert, eine zentrale Schnittstelle schaffen. Liegeplatz soll die Stelle direkt vor der Schleuse im Splittingkanal sein, an der derzeit das
Museumsschiff „Therese“, der eiserne Nachbau einer Spitzmutte, liegt. Sie soll den Kanal etwa 100 Meter hinaufgezogen werden.
Hinter den Punkt Finanzierung hat Stukenborg in seiner Präsention drei Fragezeichen gesetzt. Als potenzielle
Geldgeber nannte der Vorsitzende die Stadt, den Landkreis Emsland, die Emsländische Sparkassenstiftung, das Land Niedersachsen und den Verein selbst. Darüber hinaus werde man auf jeden Fall Sponsoren brauchen, sagte
Stukenborg.
Bei den knapp 40 Zuhörern im Papenbörger Hus kam das Projekt bestens an. Bürgermeister Jan Peter Bechtluft
(CDU) brachte im Hinblick auf die Finanzierung eine Wiederbelebung des Modells eines Verkaufs von Anteilsscheinen ins Gespräch, wie sie der frühere Vorsitzende des Heimatvereins Papenburg, Franz Freericks, bei der
Verwirklichung des Schifffahrts-Freilichtmuseums auf den Kanälen der Fehnstadt einst auf den Weg gebracht hatte. Bechtluft kann sich auch ein Crowdfunding durch interessierte Papenburger vorstellen, also eine
(Teil-)Finanzierung durch eine Vielzahl von Kapitalgebern. Der Geschäftsführer der Papenburg Marketing GmbH (PMG), Kai-Olaf Nehe, fügte hinzu, dass es auch bei Touristen eine hohe Affinität zu Spenden gebe. Sowohl
Nehe als auch Bechtluft meinten, dass mehrere Exponate des derzeit heimatlosen Heimatvereins Papenburg, dessen Ausstellungsstücke seit Monaten im Bahnhofsgebäude zwischengelagert sind, auf dem Schiff „gut
aufgehoben“ wären.
Höfliche Ablehnung
Stadtratsherr Burkhard Remmers (CDU) zeigte sich davon überzeugt, dass sich in Papenburg nur wenige Menschen
finden ließen, die gegen das Projekt seien.
SPD-Fraktionschef Peter Raske sprach von einer „bewegenden Geschichte, die es lohnt, dass sie für Papenburg
nutzbar gemacht wird“. Auf höfliche Ablehnung bei Stukenborg stieß seine Anregung, darüber nachzudenken, das Schiff im Bereich des Hafens am Untenende zu platzieren und damit auch die Aktivitäten des regen Vereins
dorthin auszudehnen. Stukenborg betonte, dass der Verein, der sich und seine Arbeit komplett selbst trage, darauf angewiesen sei, mit dem Schiff auf der Von-Velen-Anlage zu operieren und auch zu werben. Zudem warnte
er davor, den Verein durch eine Ausdehnung seiner ehrenamtlichen Arbeit zu überfordern. Im Übrigen sei das Untenende mit Museumsschiffen bereits ausreichend bedacht. „Wir wollen auch am Obenende einen Diamanten
haben“, sagte Stukenborg. Eindringlich warnte er davor, das Projekt zum Politikum zu machen oder es gar zu zerreden.
PMG-Geschäftsführer Nehe, der die Bedeutung der Von-Velen-Anlage für den Tourismus in der Fehnstadt deutlich
hervorhob, regte an, das Maritime in Papenburg noch stärker als bisher herauszustellen. Dazu könne gehören, eine freilichtmuseale Schiffsroute in Form einer „Perlenkette“ auf den Kanälen vom Bereich des Forums Alte
Werft (bisher schiffslos) bis zur Von-Velen-Anlage zu schaffen. Die zuletzt von der SPD angestoßene Diskussion um eine Verlegung des Museumsschiffes „Catharina von Papenburg“ von der Wiek in die Stadtmitte habe
gezeigt, wie wichtig das Thema Museumsschiffe in Papenburg sei.
Ems-Zeitung 12.04.2017
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